Die KI-Produktivitätslüge: Wessen Wirtschaftswunder steckt wirklich hinter Trumps Tarifplan?

Trumps Wirtschaftsplan setzt auf KI und Zinssenkungen. Doch die wahre Geschichte hinter der versprochenen Produktivitätssteigerung ist viel komplizierter.
Wichtige Erkenntnisse
- •Trumps Plan kombiniert zinspolitische Lockerung mit protektionistischen Zöllen, was zu internen ökonomischen Spannungen führt.
- •Die versprochene KI-Produktivitätssteigerung wird wahrscheinlich ungleich verteilt sein und primär Kapitaleignern zugutekommen.
- •Zölle wirken als direkter Bremsklotz für die Effizienzgewinne, die durch neue Technologien erzielt werden könnten.
- •Die größte Gefahr ist eine kurzfristige Euphorie, gefolgt von Stagflationsdruck, wenn die Handelsbarrieren voll durchschlagen.
Der Köder: Zinssenkungen und die KI-Fassade
Die jüngsten Äußerungen von Kevin Hassett über Donald Trumps Wirtschaftsagenda – Zinssenkungen, ein Showdown bei Zöllen und die Verheißung einer KI-getriebenen Produktivitätswelle – klingen verlockend. Sie versprechen die schnelle Lösung für chronische Stagnation. Doch lassen Sie uns die Fassade durchbrechen. Die Debatte um Wirtschaftswachstum und Produktivität wird von einer zentralen Illusion dominiert: Dass Technologie allein das Problem löst.
Hassett betont die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) als Motor für exponentielle Effizienzsteigerungen. Das ist nicht falsch, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Die eigentliche Frage, die niemand stellt, lautet: Wer besitzt und kontrolliert diese Produktivitätsgewinne? Wenn die neuen, hochproduktiven KI-Systeme nur wenigen Technologiegiganten gehören, führt die Steigerung der Gesamtleistung nicht automatisch zu breiterem Wohlstand oder gar zu einer Entspannung der Inflationsrate, die Zinssenkungen rechtfertigen würde.
Die Unausgesprochene Wahrheit: Zölle als Produktivitätsbremse
Hier kommt der konträre Teil von Trumps Plan ins Spiel: die aggressiven Zölle. Während KI die potenzielle Produktivität in die Höhe treibt, wirken Zölle wie ein direkter, schwerer Anker auf die reale wirtschaftliche Aktivität. Zölle sind im Kern eine Steuer auf Importe, die Unternehmen zwingen, teurere Vorprodukte zu kaufen oder ihre Lieferketten radikal und kostspielig umzustrukturieren. Dies widerspricht fundamental dem Ziel einer reibungslosen, KI-optimierten globalen Wertschöpfungskette.
Die unbequeme Wahrheit ist: Trumps Plan ist ein ökonomischer Hybridmotor, der gleichzeitig Gas gibt (KI-Fokus) und die Handbremse zieht (Zölle). Die erwartete Wirtschaftswachstum-Explosion wird durch die geopolitische Reibung stark gedämpft. Wir sprechen hier nicht über eine einfache Wahl zwischen Intervention und Freihandel; wir sprechen über die Destabilisierung der Investitionssicherheit, die Unternehmen benötigen, um überhaupt in die teure KI-Infrastruktur zu investieren, die Hassett preist.
Warum das alles für das mittlere Einkommen zählt
Der Schlüssel liegt in den sogenannten „Trump Accounts“ – eine vage Anspielung auf steuerliche Anreize für Rückverlagerungen oder Investitionen. Sollten diese Anreize tatsächlich die Kapitalakkumulation fördern, ohne die Marktverzerrungen durch Zölle auszugleichen, profitieren primär die Kapitaleigner. Die versprochene Steigerung der Produktivität wird dann primär in höheren Unternehmensgewinnen sichtbar, nicht in höheren Löhnen oder niedrigeren Verbraucherpreisen. Die Diskrepanz zwischen Produktivitätszunahme und Lohnwachstum, die wir seit Jahrzehnten sehen, könnte sich unter diesem Regime sogar noch verschärfen.
Ein Blick auf die Geschichte zeigt: Große technologische Sprünge (wie die Elektrifizierung) führten erst nach einer Phase massiver Umstrukturierung und oft auch regulatorischer Anpassung zu breiter Prosperität. Die Hoffnung, dass die Federal Reserve durch reine Zinssenkungen die Sektoren künstlich befeuern kann, während gleichzeitig Handelsbarrieren errichtet werden, ist wirtschaftspolitisch hochriskant. (Siehe die komplexen Zusammenhänge der Geldpolitik: Reuters)
Was passiert als Nächstes? Die Vorhersage
Ich prognostiziere, dass die kurzfristige Ankündigungspolitik zu einem anfänglichen Börsenboom führen wird, angetrieben durch die Aussicht auf niedrigere Zinsen und Deregulierung. Dies wird jedoch abrupt enden, sobald die tatsächlichen Auswirkungen der Zölle auf die Unternehmensgewinne und die Inflation sichtbar werden. Die KI-getriebene Produktivität wird nur in Sektoren sichtbar, die wenig von globalen Lieferketten abhängig sind. Der daraus resultierende Stagflationsdruck – hohe Preise durch Zölle, aber stagnierendes reales Wachstum – wird die Fed zwingen, ihre Zinssenkungsstrategie zu revidieren. Die Gewinner werden diejenigen sein, die frühzeitig aus importabhängigen Sektoren aussteigen und in heimische, KI-gestützte Dienstleistungen investieren. (Zur Definition von Produktivität: Wikipedia)
Die Politik der Spaltung – globaler Handel vs. nationale KI-Förderung – wird das zentrale ökonomische Dilemma der nächsten Legislaturperiode sein. (Analyse der Handelshemmnisse: NYT)
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Häufig gestellte Fragen
Was genau meint Kevin Hassett mit 'Trump Accounts'?
Obwohl die Details vage bleiben, deuten 'Trump Accounts' auf neue steuerliche Anreize oder Mechanismen hin, die darauf abzielen, Kapitalinvestitionen in den USA zu bündeln und potenziell von der Besteuerung auszunehmen, um die heimische Produktion zu fördern.
Wie beeinflussen Zölle die KI-getriebene Produktivität?
KI-Systeme benötigen optimierte, globale Lieferketten für Hardware und Daten. Zölle erhöhen die Kosten für diese Komponenten und schaffen Unsicherheit, was die Bereitschaft der Unternehmen, massiv in KI zu investieren, dämpft und die erwarteten Produktivitätsgewinne real mindert.
Ist eine Zinssenkung bei gleichzeitigen Zöllen ökonomisch sinnvoll?
Ökonomisch gesehen ist dies ein Konflikt: Zinssenkungen sollen die Nachfrage ankurbeln, während Zölle die Angebotskosten erhöhen und somit inflationär wirken. Dies erschwert der Zentralbank die Steuerung der Wirtschaft und erhöht das Risiko von Stagflation.
Was ist der Hauptunterschied zwischen Trumps frührer und aktueller Wirtschaftspolitik?
Die aktuelle Agenda integriert explizit die technologische Wende (KI-Fokus) in die traditionelle protektionistische Rhetorik. Früher lag der Fokus stärker auf Steuersenkungen; jetzt verschiebt sich der Fokus auf spezifische Sektorenförderung und Handelshindernisse.