Vietnams Touristen-Bombe: Wer wirklich von 21 Millionen Besuchern profitiert (und wer nicht)

Vietnams Tourismus-Wunder: Die 21 Millionen Besucher 2025 sind keine Erholung, sondern eine kritische Überlastung. Die Wahrheit über das Wachstum.
Wichtige Erkenntnisse
- •Die 21-Millionen-Marke ist ein Indikator für Überlastung, nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg.
- •Die Hauptprofiteure sind große Investoren; lokale Gemeinschaften leiden unter steigenden Kosten und kultureller Verdrängung.
- •Prognose: Nach 2025 droht eine Stagnation, da hochwertige Touristen aufgrund des Massentourismus abwandern könnten.
- •Die Umweltbilanz und Infrastruktur sind die größten ungelösten Probleme hinter den Wachstumszahlen.
Vietnams Touristen-Bombe: Wer wirklich von 21 Millionen Besuchern profitiert (und wer nicht)
Die Schlagzeilen jubeln: Vietnam steht kurz davor, 2025 einen Rekord von 21 Millionen internationalen Besuchern zu begrüßen. Nach den Pandemie-Jahren klingt das nach einer Triumphgeschichte für den vietnamesischen Tourismus. Doch während die Fluggesellschaften und Luxushotels an der Küste die Champagnerkorken knallen lassen, lauert unter der Oberfläche eine unbequeme Wahrheit. Dieses Wachstum ist kein Zeichen gesunder Erholung, sondern eine drohende kulturelle und ökologische Belastungsprobe.
Die offiziellen Zahlen sprechen von „Überwindung von Rückschlägen“. Wir nennen es: ungebremste Gier nach Wachstum. Der Schlüssel liegt in der aggressiven Visapolitik und der Fokussierung auf Massentourismus, um die Verluste der letzten Jahre wettzumachen. Aber wer zahlt den Preis für diesen viralen Erfolg?
Die verborgene Rechnung: Infrastruktur vs. Authentizität
Die 21 Millionen Besucher sind ein zweischneidiges Schwert für das Land, das für seine atemberaubende Natur und seine tief verwurzelte Kultur bekannt ist. Die lokalen Gemeinschaften, insbesondere in Hotspots wie Ha Long Bay oder Hoi An, werden zunehmend zu Kulissen degradiert. Wir beobachten hier das klassische Muster des „Overtourism“, das wir bereits in Venedig oder Barcelona gesehen haben. Die Mieten steigen, traditionelle Geschäfte weichen überteuerten Souvenirshops, und die Umweltbelastung durch Kreuzfahrtschiffe und Müllberge eskaliert.
Der wahre Gewinner ist nicht der kleine Garküchenbesitzer. Es ist der staatlich geförderte Großinvestor, der die neuen Mega-Resorts an der Küste hochzieht. Die Reisewelle Vietnam wird primär von internationalen Ketten und wenigen einheimischen Oligarchen absorbiert. Die kritische Frage, die niemand stellt, ist: Wie nachhaltig ist ein Geschäftsmodell, das auf der Zerstörung dessen basiert, was die Touristen ursprünglich anlockte?
Analysten von Organisationen wie der Welttourismusorganisation (UNWTO) betonen oft die ökonomischen Vorteile. Das ignoriert jedoch die sozialen Kosten. Die vietnamesische Regierung muss dringend von reinen Quantitätszielen auf Qualitätsziele umschwenken, sonst wird das Land sein eigenes Juwel über Nacht vergolden und ruinieren. Ein Blick auf die Herausforderungen der Umweltpolitik zeigt, dass die Kapazitäten der Infrastruktur bereits heute an ihre Grenzen stoßen. (Quelle: Reuters über asiatische Infrastrukturprojekte).
Konträr-Prognose: Der stille Rückzug der Kennzeichnenden
Was kommt nach dem Hype? Meine Prognose ist konträr zur aktuellen Euphorie: Nach 2025 wird es eine spürbare Stagnation oder sogar einen leichten Rückgang der „Qualitätstouristen“ geben.
Wenn die Preise steigen und die überlaufenen Sehenswürdigkeiten ihren Charme verlieren, werden Reisende mit höherer Kaufkraft – jene, die echtes Erlebnis suchen – auf Alternativen in Südostasien ausweichen, die noch nicht derart überlaufen sind (z.B. Laos oder Kambodscha, solange deren Infrastruktur noch nicht kollabiert ist). Vietnam läuft Gefahr, im Segment der „Backpacker“ und „Budget-Touristen“ zu versinken, während die lukrativeren Märkte abwandern. Die nächste große Herausforderung wird nicht das Erreichen von Zahlen sein, sondern die Abwehr des Images einer überfüllten, austauschbaren Destination.
Die Regierung muss jetzt massiv in dezentrale Entwicklung und strengere Umweltauflagen investieren, anstatt nur Beton zu gießen. Andernfalls wird die Rekordzahl von 21 Millionen Besuchern als der Gipfelpunkt einer Blase in die Geschichte eingehen, kurz bevor sie platzt. Wer Vietnam liebt, muss hoffen, dass die Planer jetzt von der Quantität zur Qualität umschalten. (Vergleichende Entwicklung im asiatischen Sektor: The New York Times).
Vietnam hat die Chance, den Tourismus neu zu definieren, aber die aktuelle Strategie deutet auf eine Fortsetzung des alten, zerstörerischen Modells hin. Die Zeit für harte Entscheidungen ist jetzt. (Mehr zur kulturellen Erosion: Wikipedia über Overtourism).
Häufig gestellte Fragen
Was ist die größte Gefahr für Vietnams Tourismuswachstum über 2025 hinaus?
Die größte Gefahr ist der Verlust der Authentizität und die Überlastung der kritischen Infrastruktur. Wenn die Destination ihren einzigartigen Charme verliert und zu teuer wird, wandern zahlungskräftige Touristen ab.
Wie hat Vietnam die Pandemie-Rückschläge überwunden?
Hauptsächlich durch eine aggressive Lockerung der Visabestimmungen und eine starke Fokussierung auf die Wiederherstellung der internationalen Flugrouten, um schnell hohe Besucherzahlen zu generieren.
Welche Regionen in Vietnam leiden am meisten unter dem erwarteten Besucheransturm?
Hotspots wie Hanoi, Ho-Chi-Minh-Stadt, die Küstenregionen um Da Nang und die kulturellen Zentren wie Hoi An sind am stärksten von Überfüllung und Umweltbelastung betroffen.
Wie hoch ist die prognostizierte Besucherzahl für 2025?
Die aktuellen Prognosen, die als Rekord gelten, zielen auf etwa 21 Millionen internationale Besucher.