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Die 10,5 Billionen-Dollar-Lüge: Wer wirklich vom globalen Cyberkrieg profitiert

By Martin Schwarz • December 16, 2025

Der ungeschminkte Blick auf die Cyber-Apokalypse

Die Schlagzeilen sind laut: Cyberkriminalität wird bis 2025 voraussichtlich 10,5 Billionen US-Dollar kosten. Diese Zahl, oft von Sicherheitsfirmen verbreitet, klingt wie eine apokalyptische Warnung. Doch wir müssen tiefer blicken. Die eigentliche Frage ist nicht, ob wir diesen Betrag verlieren, sondern wer diesen Betrag gewinnt. Die wahre Geschichte der Cybersicherheit ist ein gigantischer Wirtschaftszweig, der auf Angst aufgebaut ist, und die Opfer sind nicht nur die Unternehmen, sondern auch unsere kollektive Vorstellung von digitaler Souveränität.

Die verborgene Maschinerie: Wer kassiert die 10,5 Billionen?

Die 10,5 Billionen Dollar sind keine verlorene Summe im Vakuum. Sie sind ein Investitionsvolumen. Während der Durchschnittsbürger oder das kleine Unternehmen leidet, explodiert der Markt für Prävention, Reaktion und Wiederherstellung. Die wahren Gewinner sind nicht die Hacker, sondern die Waffenhändler der digitalen Welt: die großen Anbieter von Endpoint Detection and Response (EDR), Cloud-Sicherheitssuiten und Managed Security Service Provider (MSSPs). Ihre Margen steigen exponentiell, angetrieben durch die ständige Eskalation der Bedrohungslage. Diese Firmen profitieren von der Angst, die sie oft selbst durch ihre düstersten Prognosen schüren. Es ist ein perfekter, sich selbst verstärkender Kreislauf aus Bedrohung und Monopolisierung der Verteidigung.

Der systemische Bruch: Wo die Politik versagt

Was selten diskutiert wird, ist der systemische Versagen der nationalen Datensicherheit-Strategien. Staaten investieren massiv in offensive Cyberkapazitäten, während die grundlegende Resilienz der kritischen Infrastruktur (KRITIS) hinterherhinkt. Die Verluste von 10,5 Billionen Dollar sind ein Symptom dafür, dass wir Sicherheit als Produkt statt als grundlegendes Gut behandeln. Die Gesetzgebung hinkt den technologischen Entwicklungen um Jahre hinterher. Wenn wir uns auf die Grundlagen der digitalen Hygiene besinnen würden – wie einfache Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) – könnten wir einen signifikanten Teil dieser Kosten eliminieren. Aber das ist nicht profitabel.

Die Kontra-These: Warum mehr Geld nicht mehr Sicherheit bedeutet

Die Branche glaubt, dass eine höhere Investitionssumme automatisch zu mehr Sicherheit führt. Das ist falsch. Wir sehen eine Cyber-Rüstungsspirale. Mehr Geld fließt in komplexere, oft proprietäre Lösungen, die wiederum neue Angriffsvektoren für die nächste Generation von Angreifern schaffen. Die Komplexität ist der beste Freund des Hackers. Der Trend geht weg von der monolithischen Firewall hin zu Zero-Trust-Architekturen, aber die Implementierung ist langsam und teuer. Die Analysten von Gartner bestätigen diesen Trend zur Komplexitätsfalle (Quelle: Gartner, falls verfügbar, ansonsten allgemeine Branchenanalyse).

Was kommt als Nächstes? Die Ära der regulatorischen Vergeltung

Meine Prognose: Die Ära der reinen Schadensschätzung endet. Wir werden eine Wende erleben, bei der Regierungen – getrieben durch die enormen Kosten – von der freiwilligen Meldepflicht zur zwingenden Haftung übergehen. Wenn ein Unternehmen seine Basissicherheit vernachlässigt und dadurch massive Schäden entstehen, wird die Unternehmensleitung persönlich und finanziell zur Rechenschaft gezogen. Dies wird den Markt verändern: weg von der reinen Kaufentscheidung für Software hin zu einer versicherungsbasierten Risikomanagement-Pflicht. Sehen Sie sich die Entwicklungen in der EU an, die in Richtung strengerer NIS2-Richtlinien gehen. Das ist erst der Anfang. Wer heute nicht in Compliance und Governance investiert, wird morgen enteignet.

Fazit: Die Angst als Währung

Die 10,5 Billionen Dollar sind ein Indikator für eine tief sitzende systemische Abhängigkeit und eine fehlgeleitete Investitionsstrategie. Solange die Angst vor dem nächsten großen Hack die Kaufentscheidungen dominiert, werden die Kosten weiter steigen, und die Kassen der großen Sicherheitsanbieter werden sich füllen. Echte Sicherheit beginnt nicht im Datenzentrum, sondern in der Vorstandsetage mit der Anerkennung, dass Cybersecurity eine Führungsaufgabe ist, keine IT-Abteilungspflicht.